Leserbrief in der SZ/Lks Süd vom 19./20.1.2008

von Johannes Ertl, 1. Vors., WGO Oberhaching, „Mehr Qual als Wahl“

zum Bericht „Die Demokratie lebt“ in der Landkreis-SZ vom 12.1.


Seit zwölf Jahren vertreten sieben Parteien und Wählergruppen die Bürger von Oberhaching im Gemeinderat. Nun kommt voraussichtlich eine weitere hinzu. Der große Fleiß eines einzelnen Gemeinderates und seiner Helfer wird dies bewirken und verdient unseren Respekt. Die Frage jedoch, warum dieser Gemeinderat unbedingt eine „eigenständige“ Gruppe braucht, um seine politischen Ziele zu verwirklichen, bleibt offen. Es wäre sicherlich nicht weniger demokratisch gewesen, er hätte sich einer der anderen Gruppierungen angeschlossen (deren gibt es schon drei Stück!), um dort für seine Ziele zu arbeiten.


Für sich selbst zu trommeln und Stimmen zu fangen, ist durchaus erlaubt, doch dort, wo bereits mehrere parteifreie und unabhängige Gruppierungen kandidieren, sind weitere „Freie Wähler“ auch überhaupt keine Garantie für mehr „lebendige Demokratie“, sondern lähmen diese und sind daher eher unnötig.


In Oberhaching bewerben sich nunmehr 192 (!) Kandidaten um die 24 Gemeinderatsplätze. Hier hat der Wähler fast mehr Qual als Wahl. Nur einem gut informierten Bürger bleibt der Durchblick erhalten. Andere machen nur ein Listenkreuz ohne Panaschieren und Kumulieren in der Wahlkabine, faktisch die Kapitulation vor der Anzahl der Bewerber.


Zum Vergleich mit der italienischen Eisdiele erlaube ich mir die Frage: Ist es Ihnen nicht auch schon so ergangen, dass sie in einer italienischen Eisdiele vor lauter Angeboten nicht mehr wussten, was sie eigentlich bestellen wollten.


Johannes Ertl, 1. Vorsitzender WGO Oberhaching